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Warum UX Design ein Imageproblem hat, und wir eine neue Disziplin brauchen

Autor: Michaela Kauer-Franz

Lesedauer:

Feb 2019

Usability und User Experience sind nichts Neues. Die entsprechenden DIN Normen gibt es seit inzwischen 20 Jahren. Heuristiken und Vorgehensmodelle mindestens genauso lange, wenn nicht schon seit Ende der 80er.

Das eine Software gut und einfach zu bedienen sein muss, um beim Kunden positiv anzukommen, ist inzwischen jedem Entwickler klar. Dass das Nutzererleben insgesamt positiv sein sollte, findet auch immer weitere Verbreitung. Mit der DIN EN ISO 9241-210 gibt es seit langem einen etablierten Prozess, der gut beschreibt, welche Schritte zu einem gelungenen Interfacedesign führen und die Bedürfnisse der Nutzer und Stakeholder ausreichend berücksichtigen.

Alles gut, könnte man also meinen. Leider ist es das aber nicht.

Inzwischen hat – wie oben bereits gesagt – jeder verstanden, dass eine gute Bedienbarkeit und ein positives Nutzungserleben relevant sind. User Experience Design ist das Buzzword der Designbranche der letzten Jahre. Leider ist damit aber auch eine Veränderung der Landschaft einhergegangen. Inzwischen kann man auf fast keine Webseite von Software- oder Designanbietern gehen, ohne das davon gesprochen wird, dass alle Lösungen NATÜRLICH eine hervorragende Usability oder User Experience aufweisen. Spricht man dann aber mit den Agenturen und Dienstleistern, dann zeigt sich folgendes Bild: Man weiß, dass das Feld wichtig ist. Experten hat man jetzt keine, aber man macht das halt irgendwie mit (natürlich sagt einem das offen keiner).

Die Konsequenz? Unzufriedene Kunden, die glauben, UX ist jetzt doch nicht der heilige Gral der Produktgestaltung. Aber ich bin fest überzeugt, dass UX doch der richtige Weg ist. Aber eben wieder eine UX, die sich rigoros an den Methoden orientiert, die nachweislich funktionieren.

Seitdem UX ein Trend ist, ist jeder UXler. Hier fehlt es an Trennschärfe und Verständnis. Um die Qualität und Glaubhaftigkeit der Leistung aufrechtzuerhalten, ist eine Rückbesinnung auf die Tugenden des Usability Engineering notwendig. Eine klare Fokussierung auf den Nutzer und dessen Ansichten. Ausgedrückt in Daten unterschiedlichster Formen. Reale Nutzungsdaten, Befragungsdaten, Beobachtungsdaten, Fehlerhäufigkeiten, … alles, was möglich ist. Und die Möglichkeiten sind seit der Erfindung des Usability Engineerings deutlich gewachsen.

Wir müssen weg von der Idee, dass ein gutes Produkt eine Kunst ist, die ein talentierter Designer eben „einfach so“ erschafft. Das mag es ab und zu geben. Tatsächlich entstehen wirklich gute Interfaces aber wie alles andere wirklich Gute: Durch Übung, Prozess, Methode und Erfahrung. Auch wenn es nicht so sexy ist, wie der kreative Gott des Interfaces zu sein, müssen wir uns klar machen, dass Usability und User Experience Engineering ein Handwerk ist, dass erlernbar und präzise ausführbar ist.

Und weil es so schwer ist, verbrannte Erde wieder gangbar zu machen, bin ich der Überzeugung, dass der einzige Weg, dieses Imageproblem zu lösen, der Weg zu einem neuen Namen und einer neuen, alten Disziplin ist. UX Design ist tot oder liegt zumindest im Sterben.

Wir sind ab jetzt Data Driven UX Designer und machen ausschließlich Data Driven UX Design (oder 3DUX). Was das heißt? Das wir nicht aus dem Bauch heraus gestalten. Das wir nicht einfach mal den Kollegen nebenan fragen, was gut wäre. Das wir nicht in der Kaffeeküche über das nächste Interface entscheiden. Sondern, dass wir uns rigoros an den Prozess halten, der am Ende zu überragenden User Interfaces führt und der Nutzer in jedem Schritt integriert. Wir gestalten ausschließlich, wenn Nutzer-Daten vorliegen oder wir Daten über den Nutzer, dessen Wünsche, Abläufe und Bedürfnisse im Rahmen des Projekts produzieren. Sonst können nämlich auch wir, als erfahrene Experten, nur eins tun: Raten.

Wenn Sie mehr über Data Driven UX Design erfahren wollen, dann lesen Sie hier weiter.

 

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